Rund fünf Kilometer Fernwärmeleitungen erschließen das Philosophenviertel
Die Stadtwerke Kiel treiben die Wärmewende in Kiel weiter voran und beginnen nun mit der Fernwärme-Erschließung von über 130 Häusern im sogenannten Philosophenviertel. Ab Montag, 23. Juni, starteten die Bauarbeiten in der Kantstraße, Ecke Kronshagener Weg. Voraussichtlich bis Oktober 2026 verlegt der Energieversorger dann die notwendigen rund fünf Kilometer Fernwärmeleitungen im Quartier. Im Rahmen der Fernwärmearbeiten erneuert der Energieversorger auch die Strom- und Wasserinfrastruktur vor Ort.
„Das Philosophenviertel bildet das erste von insgesamt 49 Gebieten, die die Kommunale Wärmeplanung der Landeshauptstadt Kiel für eine Fernwärmeerweiterung vorsieht. Denn unsere Kieler Fernwärme stellt einen wichtigen Baustein der Wärmewende dar. Denn bereits heute führt die Umstellung von einer alten Öl- oder Gasheizung auf Fernwärme zu CO2-Einsparungen von 40 bis 50 Prozent“, sagt Dr. Jörg Teupen, Vorstand Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG.
Frank Meier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel AG, fügt an: „Aktuell versorgen wir über 74.500 Haushalte, Unternehmen und öffentliche Institutionen mit ökologisch sinnvoller Fernwärme. Das sind rund 50 Prozent des gesamten Kieler Wärmeversorgungsbedarfs. Und unsere Planungen sehen vor, das vorhandene Fernwärmenetz in den nächsten zehn bis 15 Jahren massiv zu verdichten und an geeigneten Stellen auszubauen.“
Alke Voß, Umweltdezernentin der Landeshauptstadt Kiel, hebt hervor: „Mit dem Ausbau der Fernwärme im Philosophenviertel setzen wir einen wichtigen Meilenstein für die klimafreundliche Wärmeversorgung in Kiel. Die Kommunale Wärmeplanung zeigt ganz konkret auf, wo der Anschluss an die Fernwärme besonders sinnvoll ist – und das Philosophenviertel macht jetzt den Anfang. Ich freue mich, dass so viele Kieler*innen diesen Weg mitgehen und gemeinsam mit uns zur Wärmewende beitragen.“
Für die Fernwärmeinitiative Philosophenviertel erklärt Wolfgang Podolske: „Kaum zwei Jahre nach der ersten Interessensbekundung der Anwohner starten die Stadtwerke Kiel nun mit den Erschließungsarbeiten im Philosophenviertel. Bereits im September 2024 haben über 70 Prozent der Hauseigentümer einen rechtsverbindlichen Vertrag unterzeichnet – und das noch bevor die Ratsversammlung im Dezember letzten Jahres den kommunalen Wärmeplan abgesegnet hat. Wir sehen in diesem Projekt ein wegweisendes Beispiel dafür, dass bürgerschaftliches Engagement und frühzeitiger Dialog zur erfolgreichen Umsetzung nachhaltiger Infrastruktur beitragen können. Die Stadtwerke Kiel haben sich dabei als sehr flexibel und lösungsorientiert erwiesen. Besonders begrüßen wir, dass im Zuge der Fernwärmeerschließung auch das Stromnetz auf den neuesten Stand gebracht wird. Die mit den umfangreichen Bauarbeiten verbundenen Einschränkungen sind unvermeidbar. Umso bedeutsamer ist das gemeinsame Ziel einer klimafreundlichen Versorgung – verbunden mit der Hoffnung auf erneuerte Straße und Gehwege.“
Stadtwerke Kiel nutzen neues Rohrleitungssystem
Im Philosophenviertel setzen die Kieler Stadtwerke erstmals ein sogenanntes PEX-Rohr-System ein. Das PEX-Rohr ist eine Kunststoffleitung aus Polyethylen (PE), das nachträglich vernetzt (X) wird und bietet so in engen Bebauungsgebieten die Vorteile von flexiblen Kunststoffrohren. Bedingung für das Verlegen dieser Technologie ist der Aufbau eines Niedertemperaturnetzes über eine zentrale Übergabestation. Der Aufbau dieser Niedertemperaturnetze ist nicht an allen Stellen im Fernwärmenetz möglich.
Mit dem PEX-System konnte das Unternehmen eine für alle Seiten wirtschaftlich attraktive Lösung erreichen. So entschieden sich bisher 75 Prozent der Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer verbindlich für die zukünftige Versorgung mit der ökologisch sinnvollen Fernwärme. Denn für einen ökonomischen Fernwärmeausbau durch die Kieler Stadtwerke ist generell eine verbindliche Anschlussquote von über 70 Prozent notwendig.
Bauablauf bis Mitte Oktober 2026
Die Bauarbeiten starteten am Montag, 23. Juni, in der Kantstraße, Ecke Kronshagener Weg. Auf einer Länge von 100 Metern verlegt der Energieversorger die Fernwärmeinfrastruktur. Diese besteht aus jeweils zwei Leitungssträngen – einem Vorlaufrohr für das heiße und einem Rücklaufrohr für das abgekühlte Fernwärmewasser.
Parallel zu den Arbeiten in der Kantstraße beginnen Tiefbaumaßnahmen in der Langenbeckstraße, zwischen Kantstraße und Westring. Nachdem die ersten 100 Meter in der Kantstraße verlegt sind, wechselt das Unternehmen in die Nietzschestraße, Ecke Kronshagener Weg. Während der Baumaßnahmen wird stets ein Abschnitt in der Kant- oder Nietzschestraße wechselnd vollgesperrt sein. Eine der Straßen wird parallel dann abschnittsweise halbseitig gesperrt werden und als Einbahnstraße weiterhin befahrbar sein. Weitere Einschränkungen werden während der Arbeiten in der Langenbeckstraße in den Sommerferien vorliegen. Hier wird es zu Sperrungen der Gehwege und Parkplätze kommen. Auch in der Hegelstraße wird es zum Zeitpunkt der Arbeiten Einschränkungen geben.
Während der gesamten Tiefbauarbeiten im Philosophenviertel nutzen die Stadtwerke Kiel die Gelegenheit und erneuern das Strom-Niederspannungsnetz einschließlich der Hausanschlüsse sowie das Mittelspannungsnetz in dem Quartier. Zusätzlich saniert das Unternehmen das Wasserleitungsnetz in der Langenbeck- und Hegelstraße. Hiermit sichert das Unternehmen die Strom- und Wasserversorgung für die Zukunft.
Im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung untersuchte die Landeshauptstadt in enger Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Kiel, welche Versorgungsart an welchem Standort die jeweils kosteneffizienteste klimaneutrale Lösung ist. Dabei sind vor allem technische, rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Die Kommunale Wärmeplanung bietet jedem Eigentümer eine Orientierungshilfe für die konkrete Umsetzung einer Heizungsmodernisierung.
Die Stadtwerke Kiel haben den Fernwärmeausbau für die geplanten 49 Gebiete in fünf Wellen aufgeteilt. Innerhalb dieser Wellen spricht das Unternehmen die Hauseigentümer und Verwalter an. Welle eins läuft aktuell. Welle zwei ist für das Jahr 2027 geplant. Die Ansprache setzt sich je nach Baufortschritt jeweils alle zwei Jahre fort und endet voraussichtlich 2033. Mit dem „Fernwärmeverfügbarkeits-Check“ bieten die Kieler Stadtwerke ein Online-Tool, in dem alle Gebiete und mit jeweiliger Ansprache berücksichtigt sind: www.stadtwerke-kiel.de/wärme-check